20.03.2020

Wer hätte das gedacht. Vor zwei Monaten haben wir uns darüber aufgeregt weil kein Schnee da war, oder eben doch Regen, lieber Sonne, aber wir hatten doch noch gar keinen richtigen Winter... Nichts hat gepasst, egal wen man fragte. Heute ist wunderschönes Frühlingswetter. War schon die ganze Woche so. Wenn man rausschaut, könnte man meinen alles ist ganz normal. Die Vögel zwitschern, alles blüht, der Höhepunkt sind fast 20° am Nachmittag. Doch das Alles spielt keine Rolle...
Wir müssen drin bleiben, keiner soll raus, ausser es ist wirklich nötig. Menschlichen Kontakt vermeiden, am besten höchstens zur Apotheke oder in den Supermarkt. Klopapier, Mehl, Eier, Nudeln und Reis. Was sich zuerst anhört wie Krieg ist bei näherer Betrachtung auch fast so. Nur ist es ein Virus und unsere Waffen sind das nichts tun. Covid-19. Vor ein paar Wochen haben wir uns noch darüber lustig gemacht. 
"Das wird nur aufgebauscht von den Medien!", "So weit kommt's noch, das keiner mehr arbeitet." "Bis dann, lass dich nicht anhusten."
Jetzt sitz ich hier, in meinen sehr, sehr, sehr bescheidenen 4 Wänden und google "eigenen blog erstellen". Einfach zum alles loswerden was mich beschäftigt. Weil ich zu viel im Kopf habe. Es ist eng da drin und anstrengend. Alles redet gleichzeitig: schnell, laut und durcheinander. Die Gedanken müssen raus.
Seit Montag Nachmittag bin ich vorübergehend freigestellt. Vorübergehend und mindestens bis Ende April 2020. Wer weiss was danach kommt... Heute ist Donnerstag und ich habe mich bereits einmal durch die ganze Wohnung geheult. Weil ich nicht raus darf, draussen war und dafür angeschnauzt worden bin, weil ich zu viel drin bin, weil ich zu sensibel bin. 
Ich bin ständig, unangenehm nah dran wieder zu weinen.. und jedesmal wenn ich denke das es geht und ich mich ablenken kann, kommt's wieder. So geht das seit 2 Tagen. Wenn ich allein bin heul ich, wenn ich draussen bin und mich mit jemandem treffe ist alles vergessen. Wenn ich danach wieder allein bin kommt es doppelt so stark wieder zurück. 

Ich bin ein sozialer Mensch. Genug extrovertiert um Keinem Angst zu machen, gesellig und lebhaft, immer darum bemüht Andere zum Lachen zu bringen. Gute Laune verbreiten - das kann ich. Hoffnung schenken und gut zureden, darin bin ich auch ganz passabel. Naturverbunden und am glücklichsten unter freiem Himmel. Damit ist Schluss. Ich weiss das ich es so, nicht lange aushalten werde. Momentan ist das Daheim bleiben noch "freiwillig", wird uns aber wärmstens ans Herz gelegt. Wenn wirklich eine Ausgangssperre verhängt wird, dann... nicht daran denken. Rational bleiben, nicht paranoid werden.

Und all Das ausgerechnet jetzt. Jetzt wo ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder glücklich bin. Am Sonntag habe ich es noch gesagt... "Ich bin so froh dich zu haben..." Du hast gemerkt das etwas nicht stimmt. Mich mit "Aber?" zum reden gebracht. "Aber immer wenn alles gut ist, passiert etwas. Ich habe Angst das jetzt was Schlimmes passiert." Du hast mich gehalten und meintest alles würde gut werden - Hauptsache wir haben uns.  Jetzt sitz ich hier und weiss, das ich dich für mindestens 6 Wochen nicht sehen werde. Vielleicht 3 Monate. Vielleicht 1 Jahr. Und du bist noch viel weiter weg, als du es am 31.12.2019 noch warst.

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